16. Februar 2025
Schüler vermitteln Kindern Kunst

Ausstellung im FARB mit Bildern von Julia Schily-Koppers Schulen können für die Zeit vom 1. März bis zum 16. Mai Führungen mit Forscherheft für Klassen der Jahrgangsstufen 3 bis 6 über das FABR buchen. Auch für Familien besteht in dieser Zeit die Möglichkeit Führungen mit unseren Schüler:innen über das FARB zu buchen.
BORKEN. Marie Basten holt kurz Luft und erklärt einer Klasse von
Fünftklässlern der Julia-Koppers-Gesamtschule ein Bild der Malerin, die der
Schule ihren Namen gab. Das Besondere: Marie Basten ist eigentlich keine
Museumsführerin, sondern Oberstufenschülerin der Julia-Koppers-
Gesamtschule. Sie ist eine der elf Schülerinnen, die bei einem Workshop im
Forum Altes Rathaus Borken (FARB) mit erarbeitet haben, wie man die dortige
Ausstellung der Malerin Julia Schily-Koppers an Kinder vermitteln kann.
„Möglichst interaktiv“ sei das Motto, sagt sie. Unterstützt wurden die Schüler
dabei von Leona Mebus und Denise Trump, die beide im FARB arbeiten.
Dass heute Schüler ihrer eigenen Schule da sind, hat einen besonderen Grund:
Generalprobe. Marie Bastens Mitschülerin Clarissa Materlik bildet mit ihr ein
Experten-Team. „Ich bin schon etwas nervös“, hat die Zwölftklässlerin vor
dem Eintreffen der jüngeren Schüler bekannt.
Ein paar Minuten später spürt man das nicht mehr: „Zählt doch mal die
Schafe auf diesem Bild“, fordert sie die jüngeren Schüler auf und hört sich
kurz darauf verschiedene Antworten an. 56 ist die richtige Antwort. „So
bekommen wir die Kinder dazu, genau hinzusehen“, sagt die zuständige
Lehrerin, Stephanie Breitbarth-Wagner.
Kontakt mit der Julia-Kopper-Gesamtschule habe man bereits vor dem Projekt
regelmäßig gehabt, erläutert Dr. Britta Kusch-Arnhold, Leiterin des FARB. Die
Idee der Schüler als Museums-Guides habe man gemeinsam entwickelt. „Das
ist genau unsere Absicht. Bei Kultur und Bildung muss man den Samen früh
säen“, findet Kusch-Arnhold. Für ein Museum dieser Größe sei das Projekt
„total innovativ“.
Für Marie Basten sind es vor allem drei Dinge, die sie an der Arbeit als
Museumsführerin reizen: „Die Kunst selbst und der soziale Aspekt haben
mich angesprochen. Dazu kommt, dass ich hier etwas fürs Leben lerne.“
Clarissa Materlik findet den Seitenwechsel spannend: „Museumsführungen
kannte ich nur aus der Besucher-Sicht.“ Ihr Anspruch: Das langweilige
Klischee eines Museums aus den Köpfen der Kinder kriegen. „So eine
Ausstellung kann Spaß machen“, sagt sie. Zehn Minuten später geht es um ein
Stillleben von Schily-Koppers, das Gemüse zeigt. „Was würdet ihr an der Stelle
malen? Was schmeckt euch gut?“, fragt Materlik und erhält prompt von einem
Jungen die Antwort: „Einen Dönerspieß.“
Stephanie Breitbarth-Wagner freut sich über das Projekt. Es sei nicht leicht,
Lernorte zu finden, die kulturell geprägt sind. Deswegen freue sie sich, dass
man ein Angebot auch für Grundschulen biete. Denn die werden in den
kommenden Tagen von den Oberstufenschülerinnen durch die Ausstellung
geführt. Von der dritten bis zur sechsten Jahrgangsstufe passe das Programm,
sagt Breitbarth-Wagner. Zwischendrin gibt sie noch Hinweise: „Wir liegen gut
in der Zeit, die Schüler können gleich im Arbeitsheft eine Aufgabe machen.“
Mit der Probe sei sie sehr zufrieden, wird sie später sagen.
Das findet auch Lotta Große-Vehne. Die Fünftklässerin lobt ihre älteren
Mitschülerinnen: „Das war spannend, dass wir gesehen haben, wie die Leute
früher gelebt haben.“ Wie die Bilder in der damaligen Zeit entstanden seien,
sei gut vermittelt worden, sagt Lotta.
Das Interesse der Jüngeren hat wiederum Clarissa Materlik imponiert: „ Schön
war, dass manche besonders interessiert waren.“ Mitstreiterin Maria Basten
freut sich vor allem über eins: „Die Aufmerksamkeit war da.“
Ab dem ersten März können auch Familienführungen gebucht werden. Das ist
bis zum Ende der Ausstellung Mitte Mai möglich.
Nach der Osterzeit wird dann im großen Saal des FARB zusätzlich eine
Ausstellung gezeigt, die die Werke von Schülern präsentiert, die Julia Schily-
Koppers Werke neu interpretiert haben. Wie das aussehen kann, schildert
Schülerin Maria Basten: „Ich habe ein Bild genommen, auf dem eine alte Frau
mit einem jungen Mädchen gezeigt wird.“ Das Original habe sie in der
Zeitfolge weitergedacht: Wie könnte ein Bild des jungen Mädchens nach dem
Tod der älteren Frau ausgesehen haben.
Der Artikel ist am 14. Februar 2025 in der Borkener Zeitung veröffentlich worden und stammt von Stephan Werschkull.